Februar 7, 2018

Kategorie: In der Presse

Elverdisser Straße 1: Neuer Eigentümer muss Komplex durch eine weitere Löschwasser-Leitung im Treppenhaus, erneuerte Flurwände und 18 zusätzliche Feuerschutztüren nachrüsten

Herford. Der imposante Ausblick auf eine zu Füßen liegende Hansestadt mit ihren Kirchtürmen macht diese Immobilie nur teilweise zur Besonderheit. Die Bauweise hebt das Gebäude von anderen ab. Auf fünf freistehenden Betonstützen sowie einigen Außenmauern ruhen 55 Wohnungen in einem am Zusammenfluss von Ahmser und Elverdisser Straße gelegenen Objekt, das in Herford als Stelzenhaus bekannt ist.

Seit dem 1. Februar hat es mit der Detmolder Immobilien-Gesellschaft „Gerd von Dincklage“ einen neuen Eigentümer. Der musste neben dem – nicht genannten – Kaufpreis auch eine stattliche Summe in den Brandschutz investieren. Geschäftsführer Henning Linnebrügge spricht von „knapp 200.000 Euro“.

Der Bedarf sei beim Umbau aufgefallen. Linnebrügge: „Wir wollten aus einer 80 Quadratmeter großen Wohnung zwei kleinere 40 Quadratmeter große Wohnungen machen. Ein Brandsachverständiger wies bei der Abnahme darauf hin, dass die Löschwasserversorgung nicht ausreicht. Also mussten wir im zweiten Treppenhaus eine zusätzliche Löschwasserleitung verlegen lassen.“

„Die Umbauten geschahen im Bestand“, so Frank Viseneber vom Bad Oeynhausener Maklerbüro Brand & Co., das als Vermittler zwischen der früheren Eigentümer-Gesellschaft und den Detmoldern auftrat. Die mussten neben der Löschwasserzufuhr auch den Brandschutz auf den Fluren verbessern. Frank Viseneber: „Die Vorschriften waren vor 15 Jahren wesentlich lascher. Deswegen musste jetzt erheblich aufwendiger renoviert werden, um den Vorgaben beim Brand-, aber auch beim Schallschutz nachzukommen. Die Flurwände sind jetzt etwa so ausgelegt, dass sie einem Brand länger standhalten.“ Die Folge: Über 1.000 Quadratmeter Wände wurden erneuert, 18 Feuerschutztüren eingebaut.

Der Eigentümer habe sich durch diese Nachbesserungen Probleme erspart, wie sie beispielsweise im Dortmunder Wohnkomplex „Hannibal II“ entstanden waren. Dort mussten im vergangen Herbst 800 Mieter ausziehen, weil Brandschutzmängel entdeckt – und bis heute nicht behoben sind.

Die erhöhten Brandschutzbestimmungen ergaben sich allein schon aus der Bauweise des Stelzenhauses. Das Gros der 35 bis 50 Quadratmeter großen Ein- bis Zweizimmerwohnungen befindet sich über einem Freiraum, durch den nach ursprünglichen Planungen der Verkehr vierspurig als Teil des Innenstadtrings fließen sollte.

Diese Pläne sind längst passé. Henning Linnebrügge beschäftigt viel mehr die Frage, ob und wie die Lücke zwischen dem Erdboden und der etwa sieben Meter höher liegenden ersten Wohnebene geschlossen werden könnte. „Entschieden ist dahingehend aber noch nichts“, betont der Immobilienfachwirt. Fest stehe lediglich, dass er sich intensiver als der Vorbesitzer um das Areal kümmern wolle. Dazu zähle auch der Parkplatz: „Das muss schöner werden, da werden wir etwas machen.“

Verbessern möchte Henning Linnebrügge auch das Image. Das hatte zuletzt gelitten, weil nicht mehr wie einst Zahnärzte und Rechtsanwälte zu den Mietern, sondern vermehrt Wohngeldempfänger zählten. Frank Viseneber konnte dem einen Riegel vorschieben: „Wir haben viele Anfragen gehabt, so dass die Vermarktung zügig gelaufen ist.“

Von Peter Steinert


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